Polyamorie, Polygamie & offene Beziehung

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Alternative Beziehungsmodelle abseits der klassischen Monogamie stehen oftmals in der Kritik. Kommentare wie "omg sowas könnte ich gar nicht", "wie kannst du sowas nur zulassen" oder "ich teil meinen Partner doch nicht" sind nur wenige von vielen Äußerungen, die Polyamore täglich zu hören bekommen. Es gibt eine Vielzahl an Beziehungsmodellen, die über die Vorstellung von lediglich zwei Partnern hinausragen. Darunter sind unter anderem die Polyamorie, Polygamie und die offene Beziehung. Viele Menschen haben ein vollkommen falsches Bild von alternativen Beziehungsmodellen.

Unterschiede zwischen Polyamorie, Polygamie und offener Beziehung

Polyamorie ist eine alternative Liebesform. Der Begriff setzt sich aus dem griechischen Wort "poly", was "viel" bedeutet und dem lateinischen Wort "amor", welches für "Liebe" steht, zusammen. Polyamorie bezeichnet somit "viel Liebe" beziehungsweise eine verbindliche Beziehung zu mehr als einer Person.

Im Gegensatz zu "viel Liebe" bedeutet Polygamie "Vielehe" und bezeichnet eine eheähnliche Beziehung zwischen mehreren Personen. Polygamie ist dabei der Oberbegriff für viele Formen der Vielehe. Darunter zählen zum Beispiel die Polygynie (ein Mann, mehrere Ehefrauen), Polyandrie (eine Frau, mehrere Ehemänner) und die Polygynandrie (Gruppenehe). In Deutschland ist die Mehrehe nach § 1306 BGB und § 172 StGB für Männer und Frauen verboten und wird strafrechtlich mit einer Geldstrafe oder sogar Freiheitsstrafe verfolgt. In anderen Ländern wie zum Beispiel Afrika, Saudi-Arabien, China, Iran, Philippinen oder Indonesien ist die Polygamie erlaubt.

Eine offene Beziehung ist eine Liebesbeziehung zwischen zwei Personen, in der beide die Freiheit genießen, auch andere Sexualpartner haben zu können. Für eine offene Beziehung benötigen beide Partner viel Vertrauen und eine gute Kommunikation. Einige missbrauchen das Konzept der offenen Beziehung aus Angst davor, den Partner verlieren zu können, wenn sie ihm nicht die Freiheiten anbieten. Dabei ist zu beachten, dass diese Entscheidung nur in den wenigsten Fällen die Beziehung retten kann. Denn eine offene Beziehung ist kein Wundermittel gegen Beziehungsprobleme.

Vorurteil: Polyamore Beziehungen sind Swingerpartys

Paare, die in einen Swingerclub, auf Swingerpartys oder private Treffen gehen, möchten im gegenseitigen Einverständnis ihre Sexualität unter Umständen mit verschiedenen Partnern ausleben und zur Schau stellen. Die Paare können sich komplett frei ihren Trieben und ihrem Verlangen hingeben. Dabei kann es zum Partnertausch, Gruppensex oder zum sich gegenseitigen Beobachten bekommen. Manche Paare finden es erregend, ihrem Partner beim Sex mit anderen zuzuschauen. All das können sie im Swinger gemeinsam ausleben und genießen. Dieses Konzept ist nicht jedermanns Sache. Aber für Experimentierfreudige könnte es eine gute Gelegenheit sein, frischen Wind in die Beziehung zu bringen und das Sexleben aufregender zu gestalten.

Swingerclubs haben allerdings nicht unbedingt etwas mit polyamoren oder offenen Beziehungen zu tun. Während es bei solchen Veranstaltungen um die sexuelle Experimentierfreudigkeit geht, geht es bei polyamoren Beziehungen um etwas Tiefgreifendes. Polyamor Liebende lieben mehr als eine Person. Sie empfinden Liebe, die über die Norm herausragt. Polyamore machen nicht bei einer Person Halt, sondern erweitern und genießen das Gefühl und die Möglichkeit zu lieben auf so vielen Ebenen mit mehreren Menschen.

Polyamorie und Dating

Viele wissen nicht, was Polyamorie ist und verwechseln es mit einer offenen Beziehung oder einer Sexualität. Das erschwert das polyamore Dating, weil man sich immer erklären muss und mit vielen Vorurteilen konfrontiert wird. Zum Beispiel, dass Polyamore
bindungsgestört und nicht in der Lage sind eine "ordentliche" Beziehung zu führen.

Es gibt viele verschiedene Formen, wie polyamore Beziehungen aussehen können. Zum Beispiel könnte es eine Beziehung zu dritt sein, in der jeder jeden liebt oder eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die zusammenleben, von denen jeder noch weitere Partner hat. Das Spektrum und die Vielfalt dieser Beziehungsform ist grenzenlos und genauso komplex ist auch das Thema Dating. Manchmal suchen bereits vorhandene Paare eine dritte Person für ihre Beziehung. Das gestaltet sich oft schwieriger als gedacht. Die dritte Person muss sich in eine bereits bestehende Beziehung einbinden. Hinzu kommt noch, dass das Paar bereits sehr vertraut miteinander ist und sich eventuell schon eine gemeinsame Zukunft aufgebaut hat. Als neues Mitglied dazuzukommen, kann verwirrend und knifflig sein. Jeder muss akzeptieren, dass er nicht die einzige Bezugsperson ist . Polyamorie funktioniert nur, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen und dieselbe Begeisterung über Überzeugung für ihr Beziehungsmodell haben.

In Dating-Apps kommt es manchmal vor, dass jemand polyamore Partner sucht, weil der Begriff irgendwie hip und nicht so sehr nach "ich suche nur was zum Vögeln" klingt. Dass Polyamorie eine Lebensphilosophie ist und nicht einfach ein Synonym für offene Beziehungen, ist im Mainstream vielen noch nicht bewusst. Deswegen ist es ratsam, die gemeinsame Wellenlänge schon vor einem Treffen abzutasten oder sich auf alternativen Dating-Plattformen umzuschauen, wo die Basis meistens eine andere ist.

Polyamorie und Eifersucht

Fast jeder kennt das Gefühl von Eifersucht. Oftmals fängt sie bei einem selbst an. Bist du mit dir selbst unglücklich, neigst du dazu, eifersüchtiger zu sein. Sich von der Eifersucht loszumachen, verlangt einiges an Selbstreflektion und vor allem Selbstliebe. Nur wenn du im Reinen mit dir selber bist, wirst du es schaffen, diese dunklen Gedanken von dir zu stoßen. Natürlich gibt es auch andere Gründe für Eifersucht, die du selber kaum beeinflussen kannst, sondern die von deinem Partner ausgehen. Besonders in Poly-Beziehung kann Eifersucht über die Stränge schlagen. Dabei sind die drei häufigsten Gründe:

1. Angst – Die Angst verlassen zu werden
2. Misstrauen – Das Misstrauen dem Partner gegenüber
3. Einsamkeit – Das Gefühl ausgeschlossen zu sein oder zu kurz zu kommen

Auch in einer monogamen Beziehung spielen Ängste, Misstrauen und Einsamkeit eine Rolle. Bei Beziehungen mit mehr als zwei sich liebenden, wird das Problem komplexer, weil mehr Menschen – dementsprechend auch mehr Emotionen und Ängste – involviert sind.

Wir Menschen neigen dazu, uns von unseren Gefühlen leiten zu lassen und uns in Emotionen rein zu steigern. Du kannst lernen, wie du den nötigen emotionalen Abstand zu Situationen gewinnen kannst, um sie möglichst neutral zu betrachten. Finde den Auslöser für deine Gefühle und versuche, ihn einzuschränken oder zu beseitigen. Dabei könnte ein ehrliches Gespräch mit dem oder den Partnern helfen. Wenn dein Gegenüber weiß was dich stört und dich verletzt, könnt ihr gemeinsam daran arbeiten und besser mit solchen Momenten umgehen.

Alternative Beziehungsmodelle wie die Polyamorie, Polygamie und offene Beziehungen sind nicht Jedermannssache. Du solltest für dich selber wissen, was du möchtest und welches Beziehungsmodell für dich funktioniert.

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