Weihnachten auf der ganzen Welt

Weihnachten – eine Zeit der Besinnlichkeit, der Liebe und des Gebens. Wenn es von Familie zu Familie auch immer kleine Unterschiede gibt, das Grundprinzip ist doch in den meisten deutschen Haushalten das selbe: Ein Baum mit Geschenken darunter, am Abend des 24ten leckeres Essen und wenn man Lust hat, danach noch ein bisschen singen, fernsehen oder mit den Geschenken beschäftigen. An den folgenden Feiertagen widmet man sich meist den nächsten Verwandten und Freunden, bis man sich kurz erholen und auf Silvester vorbereiten kann. Im Vorfeld stimmt man sich mit Lebkuchen, Glühwein, Basteln und Weihnachtsmärkten auf die Feiertage ein und wer möchte, geht in die Kirche zur Messe.

Doch wie feiern die Leute eigentlich in anderen Ländern Weihnachten?

In unserem Nachbarland Frankreich gibt es schon mal nicht allzu viele Unterschiede, außer dass der Weihnachtsmann - Père Noël – ein bisschen aussieht, wie ein Weinpflücker im Bademantel, er hat nämlich einen Geschenk-Korb auf dem Rücken und einen langen Mantel an, wie unser Nikolaus.

sinterklaasDas Nikolausfest in in den Niederlanden und Belgien sogar wichtiger als Heiligabend, zumindest für die Kinder – denn der 5. bzw 6. Dezember ist der Haupt-Beschenk-Tag in diesen Ländern. Der Niederländische Sinterklaas (allerdings ohne seinen Gehilfen Zwarte Piet) ist übrigens zum Großteil die Vorlage für Santa Claus gewesen. Anders als häufig behauptet, ist der amerikanische Weihnachtsmann keine Erfindung vom Coca-Cola-Konzern, sondern wurde lediglich als Werbefigur zur Festtagszeit aufgegriffen und etabliert.

Sinterklaas, Santa Claus nicht nur namentlich frappierend ähnlich, wurde von niederländischen Einwanderern mit in die neue Welt gebracht und war eine Zeit lang sogar Schutzpatron einer ihrer Siedlungsstädte – Neu Amsterdam, dem heutigen New York.

Natürlich waren Niederländer nicht die einzigen Siedler, daher hat sich der US-amerikanische Weihnachtsbrauch aus vielen Traditionen rund um die Welt zusammengesetzt. Auch ist die Bevölkerung religiös breit gestreut*, sodass der Einfachheit halber lieber allgemeine „Season Greetings“ statt konkreter Weihnachtsgrüße verschickt werden – beispielsweise feiern Juden zu dieser Zeit Chanukka.

Rudolph the red nosed Reindeer, bestimmt vielen aus dem Weihnachtslied bekannt*, hat seinen Ursprung in Finnland – dort lebt neben Joulupukki, dem Weihnachtsmann, auch Petteri Punkakoo, das Rentier.

In Finnland gibt es neben Joulupukki, seiner Frau Joulumuori und Petteri noch eine fantastische Spezialität, nämlich den Glögi. Glögi ist ein Weihnachtspunsch mit Mandeln und Rosinen bzw. Beeren, der mit mehr oder weniger kleinen Änderungen so auch in den anderen nordischen Ländern serviert wird.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Geschichte des Julbocks, oder Julebukk, der beispielsweise in Schweden bis ins 19. Jahrhundert der Geschenküberbringer war. Die norwegischen Kinder folgen bis heute einer Halloween-ähnlichen Tradition, indem sie als Julebukk verkleidet von Haus zu Haus gehen und Süßigkeiten sammeln.

reisbreiWie überall auf der Welt spielt auch in Skandinavien das Essen zur Weihnachtszeit eine sehr große Rolle. In Schweden ist es zum Beispiel üblich, Julbords zu arrangieren, also Buffets mit besonders leckeren Festspeisen. Julbords werden im Kreise der Familie, aber auch als Weihnachtsfeier innerhalb einer Firma veranstaltet und die meisten Gaststätten bieten sie standardmäßig jeden Tag im Dezember an.

In Dänemark gibt es zum Nachtisch an Weihnachten eine besondere Grütze, in der eine einzige Mandel versteckt wird. Derjenige, der sie in seinem Schälchen hat, bekommt ein kleines Geschenk. Dieses Spiel, allerdings mit Reisbrei, gibt es auch in Island - übrigens anders als Tannenbäume, die müssen nämlich mit der Fähre auf die Insel transportiert werden.

luciafestNeben Weihnachten hat in Schweden außerdem das Luciafest (am 13.12.) eine große Bedeutung.

Die heilige Lucia lebte im dritten Jahrhundert nach Christi in Italien. Der Legende nach hatte sie ihre Jungfräulichkeit um Christi willen gelobt, doch ihre Mutter wollte sie verheiraten. Nachdem Lucias Mutter nach dem Gebet wie durch ein Wunder von Blutfluss geheilt wurde, willigte sie dem Wunsch nach geweihter Jungfräulichkeit ein, doch Lucias Verlobter fand den Plan nicht besonders. Ein Richter verurteilte sie schließlich zum Leben im Bordell, doch sie war auch von 1000 Menschen nicht von der Stelle zu bewegen, sodass sie schließlich getötet wurde.

Inwiefern die Geschichte um die heilige Lucia mit dem heutigen Luciafest zusammenhängt, ist nicht eindeutig geklärt. Der Verlauf des Festes ist vor allem durch eine Art Spiel bestimmt, bei dem traditionell die älteste Tochter des Hauses in einem weißen Hemd mit rotem Band und Kerzen (heutzutage fast ausschließlich elektronische) auf dem Kopf voranschreitet, weitere Mädchen und teils auch Jungen mit Kerzen in den Händen folgen ihr.

Bevor 1752 der gregorianische Kalender eingeführt wurde, war der Luciatag der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende. Da die Verbreitung des Festes nicht durch kirchliche Riten, sondern häusliche Bräuche stattfand, ist es bis heute fragwürdig, wie weit der Luciatag seinen Ursprung in der historischen Lucia hatte.

Für die Schweden (und nach und nach auch die Norwegen und Finnen) ist es vor allem ein Tag, um sich auf Weihnachten einzustimmen, Lichter anzuzünden, Kekse zu essen und zu singen.

Das Luciafest wird auch in Ungarn gefeiert und wie in Norwegen gehen die Kinder an Weihnachten durch die Nachbarschaft – allerdings nicht, um Bonbons zu bekommen. Ungarische Kinder wandern, unseren Sternsingern ähnlich, durch ihre Gegenden, doch statt zu singen, führen sie ein kleines Krippenspiel auf. Die dabei eingenommenen Spenden kommen wohltätigen Zwecken, meist gegen Armut, zugute. Diese Tradition nennt man „Bethlehemspiel“.

pinataAuch in Mexiko findet eine Art Krippenspiel statt, allerdings in humoristischer Variante: die Pastorelas. Dazu verfasst ein lokaler Autor jährlich ein kleines Drehbuch um die Wanderung der Hirten zum neu geborenen Jesus. Außerdem zerschlägt man dort stilecht Piñatas, trinkt mit typisch mexikanischem Obst zubereitete Bowle und öffnet die Geschenke erst um Mitternacht, nachdem eine Jesus-Puppe in die Krippe gelegt wurde. In Mexiko-Stadt steht übrigens der derzeit höchste Weihnachtsbaum der Welt – gute 110 Meter ist er groß und damit einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde wert*.

In der Slowakei gibt es eine weitere interessante Umsetzung „besinnlicher“ Hausbesuche - am 12.12. ziehen Frauengruppen los, um Männer zu erschrecken. Für junge Mädchen gibt es außerdem den Barbaratag – am 4.12. stellen sie einen Kirschzweig ins Wasser. Blüht der Zweig an Heiligabend, bedeutet das im kommenden Jahr Glück in der Liebe. Ähnliche Bräuche gibt es auch in anderen Ländern mit unterschiedlichen Ausführungen und Zweigen.

Ein weiteres Land, welches Weihnachten zum Teil auf der Straße zelebriert, ist Georgien. Dort veranstaltet man das sogenannte „Alilo“, zu dem alle Menschen aus ihren Häusern kommen und sich gegenseitig zum Feiertag gratulieren. Bei dieser Gelegenheit verteilen ältere Einwohner dann auch Geschenke an die Kinder.

Georgien ist eins der Länder, bei welchem Weihnachten nicht am 24. bzw. 25. Dezember gefeiert wird, sondern am 6. oder 7. Januar. Dies liegt zumeist an Unterschieden im Zeitrechnungssystem, so entspricht der 7. Januar im Julianischen Kalender dem 25. Dezember im Gregorianischen Kalender.
Auch in Georgiens Nachbarländern Armenien und Russland feiert man Weihnachten erst Anfang Januar, wenn bei uns schon die heiligen drei Könige vor der Tür stehen.

Armenien ist besonders für sein prunkvolles Fest bekannt, hier werden außergewöhnlich viele aufwändige Dekorationen und Feiern veranstaltet.

frostIn Russland kommt an Weihnachten Väterchen Frost mit den Geschenken vorbei, er trägt statt einem roten einen blauen Umhang und hat immer ein junges Mädchen (seine Enkelin) dabei, das ihm hilft.
Väterchen Frost bildet eines der vielen osteuropäischen Märchen, die überall auf der Welt, vor allem im Norden, alljährlich Weihnachtsstimmung verbreiten. Ein weiteres ist z.B. Drei Haselnüssen für Aschenbrödel*, das auch bei uns um die Feiertage immer im Fernsehen ausgestrahlt wird.

Die russischen Tische biegen sich am Heiligabend nur so durch, denn es werden traditionell zwölf Gerichte zubereitet, eines je Apostel.

Den selben Brauch kennt man auch in Polen, wo man sich auf dieses (von kleineren Fischgerichten abgesehen vegetarische) Festmahl mit einer Fastenzeit durch den Advent vorbereiten kann. Gegessen wird erst, wenn der erste Stern am Himmel aufgegangen ist und es liegt stets ein Gedeck zu viel am Tisch, ein Symbol für Gastfreundschaft – falls noch jemand vorbeikommen sollte.
Nach dem Essen geht die Familie zur Mitternachtsmesse, der Pasterka.

Gefastet wird auch in Bulgarien, und zwar vom 15.11. bis zum 25.12.
Eine Verdauungspause hingegen legen die Ägypter ein: Nach dem Weihnachtsfest fasten sie zwei Wochen lang.

Spanien ist ebenfalls eins der Länder, an denen der Haupt-Feiertag im Januar stattfindet – allerdings nicht aus Gründen, die mit der Kalenderzählung zu tun haben, sondern weil die Kinder traditionell von den heiligen drei Königen beschenkt werden. Seit knapp dreißig Jahren entwickelt sich allerdings eine Tendenz zu mitteleuropäischen und angelsächsischen Traditionen, wie auch Weihnachtsbäumen, die eigentlich in Spanien nicht üblich sind. Stattdessen hängen zwischen den Häusern Lichterketten mit Glückwünschen und im Wohnzimmer stehen Krippen. Es ist neben medialem Einfluss auch die Lage der Ferien – sie liegen grob wie bei uns, von Weihnachten bis zum Ende der ersten Januarwoche – die eine Änderung im Beschenk-Rythmus einleitet. Viele Spanische Kinder dürfen ihre Päckchen mittlerweile bereits an Weihnachten aufmachen, damit sie in den Ferien etwas davon haben.

Auch Indien unterliegt immer mehr ausländischen Einflüssen und feiert ein prächtiges Weihnachtsfest, bada din genannt. Die Feierlichkeiten sind jedoch hauptsächlich durch amerikanische Medien geprägt und weniger traditionsreich.

strandIn Südamerika hat man die unterschiedlichen internationalen Elemente zu einer Mischung aus europäischen, indianischen und nordamerikanischen Traditionen vereint. Besonders interessant ist, dass dort der Weihnachtsmann, beispielsweise Papai Noel in Brasilien, nicht auf dem Dach landet und durch den Kamin rutscht, sondern vom Boden aus mit Trampolinen und Leitern, natürlich in kurzen Hosen und Hemd, auf das Haus hüpft.

Nicht nur der südamerikanische Weihnachtsmann hat seine Kleidung den Temperaturen angepasst – auch in Australien und Neuseeland wurden Anpassungen am Outfit von Father Christmas vorgenommen. Den Namen hat er übrigens vielerorts von seinem britischen Kollegen übernommen, denn Australien und Neuseeland waren lange Zeit Kolonien des Königreichs, weswegen sich dort auch die Weihnachtstraditionen eingebürgert haben. Anders als in Großbritannien haben die Menschen dort allerdings keine Lust, über die Feiertage hauptsächlich gemeinsam fernzusehen, denn dafür ist das Wetter viel zu gut. In Ozeanien ist im Dezember Hochsommer, daher gehören zu den Festlichkeiten nicht nur gemeinsames Liedersingen und Baumschmücken, sondern auch auch Barbecue am Strand und Surf-Wettbewerbe mit Weihnachtsmännern in Badehose.

Weniger lustig ist das Weihnachtsfest in China - aufgrund des Kommunismus ist es dort teilweise für die Bevölkerung schwer, richtig zu feiern. Natürlich lassen sie sich davon aber nicht abhalten, zwar sind es dort keine offiziellen Feiertage, aber immer häufiger finden sich, natürlich auch aus kommerziellen Gründen, beispielsweise auch Weihnachtsdekorationen in den Schaufenstern.

Tatsächlich ist Südkorea das einzige ostasiatische Land überhaupt, in dem Weihnachten als Feiertag anerkannt ist und ausgiebig gefeiert wird. Der südkoreanische Weihnachtsmann heißt Santa Haraboji und ist bei allen Kindern sehr beliebt - auch Dekorationen, Weihnachtslieder und Gottesdienste haben die Koreaner sehr ins Herz geschlossen.

In Japan hat das Weihnachtsfest eine geringere Bedeutung als Silvester. Während Neujahr der Familie gewidmet und zudem ein offizieller Feiertag ist, ist Weihnachten eher das Äquivalent zu unseren Silvesterfeiern – man geht aus, feiert und flirtet vor allem. Abends tauschen Familienangehörige kleine Geschenke aus und es wird eine weiße, oft mit Erdbeeren geschmückte, Geburtstagstorte für das Christkind serviert.

weihnachtsbaumAuch in Tschechien sind an Weihnachten eher Bräuche üblich, die wir dem Neujahrsabend zuordnen würden, wie z.B. Blei- oder Zinngießen. Das Fest steht hier besonders unter dem Motto „Zukunftsdeutung“. Dazu bedient man sich vor allem alter Rituale, wie beispielsweise dem Anschneiden von Äpfeln in einem bestimmten Muster. Junge Mädchen werfen ihre Schuhe über die Schulter – zeigt die Spitze zur Türe, steht eine baldige Hochzeit an.

Überall auf der Erde haben sich durch die unterschiedlichsten Begebenheiten wunderschöne, individuelle festliche Rituale entwickelt. Vielleicht hat euch ja unser kleiner Bericht dazu angeregt, dieses Jahr ein paar Traditionen aus anderen Ländern in eure Feiertage mit aufzunehmen. Versteckt doch mal eine Mandel im Dessert, macht eine tropische Bowle oder zündet statt jeden Advent an jedem Dezembertag eine Kerze an, wie es die Dänen machen.


Wer überhaupt keine Lust auf die Weihnachtszeit hat, kann sich an den Slowenen orientieren. In Slowenien gilt es als Unglück, am ersten Feiertag Gäste im Haus zu haben – wenn man besonders abergläubisch ist, kann man den Brauch sicherlich etwas ausdehnen und sich bis Silvester dem ganzen Trubel verweigern.


* Und hier noch ein paar interessante Links:


Quellen: wikipedia, spiegel.de, afp
Bilder: Flickr, Wikimedia Commons, Pixelio
Fotografen (der Reihe nach): Sinterklaas - Magnus Manske, Reisbrei - Malene Thyssen, Luciafest - Fredrik Magnusson, Piñata - Paul Sapiano, Schneelandschaft - Rainer Sturm, Strand - Kerstin Siebers, Baum - Dieter Schütz

Asteroid fliegt auf die Erde zu
Entlassungsgrund Aliens
 

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